Alles wie immer beim FC Tuggen

Mittwochabendspiel beim FC Tuggen. Das Spiel musste aufgrund des Cup-Spiels vom vergangenen Samstag auf einen Wochentag verlegt werden, was wiederum  aufgrund der zu geringen Beleuchtungsstärke auf unserem Platz 2 einen Heimabtausch nach sich zog.

Der FC Tuggen ist eine Institution im Schweizer Amateurfussball. 1986 stiegen die Schwyzer in die 1. Liga auf und gehören seither, mit grosszügiger Unterstützung des Leuchtenherstellers Tulux AG, dieser Spielklasse an. 1994/95 gab es einen Abstecher in die Nationalliga B, 1991 stand der FC Tuggen im Viertelfinale des Schweizer Cups und wenn ich mich recht erinnere, man möge mich korrigieren, spielte der FC Tuggen auch schon in der Promotion League.

Also ein richtiges Schwergewicht im Schweizer Amateurfussball. Dies verdeutlicht auch die Bilanz gegen die Tuggener. Der FCK konnte die letzten 12 (!) Meisterschaftsspiele gegen die Tuggener nicht mehr gewinnen. Der letzte Pflichtspielsieg in Tuggen datiert vom 5. August 2000!

Nun gings also wieder nach Tuggen. Auf eines ist Verlass, in Tuggen bleibt immer alles beim alten. Es erwartet einen Landluft, Grillduft und hohe Fussballkunst! Das Wahrzeichen des FC Tuggen, die blaue (ehemalige Pferderennbahn-)Tribüne, die immergleichen Veteranen hinterm Grill, der Käfig-Spielertunnel welcher fast ein klein wenig an den FC Millwall erinnert, die schmiedeeisernen FCT-Türen, die Wellblechbuden mit dem verwaisten Fanshop, Classic Rock aus den Boxen.

Im Matchprogramm lädt das Restauant Schlüssel seit gefühlt 100 Jahren zur frohen Einkehr in die Dorfbeiz und wo man die Hakle-Werbung findet, muss ich niemandem erzählen. Auf den FC Tuggen ist Verlass, man bekommt was man erwartet. Die gemeingefährlichen Parkplätze gehören natürlich auch dazu. Schafft man es unfallfrei aus dem Parkplatz, winken einem die Einheimischen süffisant hinterher, sowas gehört zur Folklore an der Linthstrasse (“lueg en Thurgauer, scho wieder langi fahrt für nünt!”). Tuggen ist der FC Tuggen, etwas über 3’000 Einwohner, jeder zehnte war auch an diesem Mittwochabend am Spiel.

Das Spiel im Schnelldurchgang. 1. Halbzeit sehr gute Chancen auf beiden Seiten, aber Tuggen schiesst das 1:0 in der 45. Minute. 66. Minute Sven Bode mit dem Ausgleich. 76.+80. die KO-Schläge zum 3:1. 84. Fabian Fellmann hält einen Elfmeter. Übrigens spielten die Kreuzlinger Fabian Fellmann und Mido Arifagic gegen ihren Ex-Verein. Der FCT lockte schon so manchen Spieler über den Ricken.

Was soll man sagen. Der FC Tuggen stellte einfach die reifere Mannschaft. Das positive, der FCK kommt gegen jeden Gegner dieser Liga zu sehr guten Torgelegenheiten, einige Spieler haben definitiv 1.-Liga-Niveau, man sieht schöne Spielzüge. Man muss aber auch anerkennen, die Gegner spielen auf einem fantastischen Niveau. Jeder Schnitzer, jede Unachtsamkeit in der Abwehr führt mindestens zu Grosschancen des Gegners. In einer Szene stand unsere Mannschaft etwas zu hoch, was Tuggen sofort mit Traumkombinationen zum 2:1 ausnutzte. Die vierte Niederlage in Folge fühlte sich schon etwas frustrierend an, aber was will man der Mannschaft einen Vorwurf machen? Das war ja nicht schlecht in Tuggen. Jetzt müssen die ersten Punkte her, gegen Weesen, Höngg oder Uzwil dann allerspätestens.

Goldenes Handwerk beim FC Tulux Tuggen.

Eine prägnante Tribüne ist im besten Fall, wie beim FC Tuggen, Wahrzeichen eines Vereins und hat einen identätitsstiftenden Mehrwert, weit über den praktischen Nutzen hinaus. Sowas würde natürlich auch in modern gehen.

Braucht es ein Stadion, wenn man im Schweizer Amateurfussball solch wunderbare Orte bereist?

Die Tribüne steht auf einem Hügel, was auch auf den Sitzplätzen perfekte Sicht garantiert.

Ein fast schon Millwallesker Spielertunnel.

Die Kalbsbratwurst von der Metzgerei Weber war fantastisch, dazu wird einem Brot und Feldschlösschen gereicht. Der Fan-Shop wird wohl nur noch bei Spitzen-Spielen bedient – schade. Alles in allem, der FCT ist eine Reise wert, wenn sie nur nicht so verflucht gute Fussballer hätten, aber das gehört natürlich dazu, beim FC Tuggen.

 

 

1 Comment

  1. Die Resultate des FCK stimmen derzeit mit dem überein, was der Club selbst von seiner Ersten Mannschaft hält. Frei interpretiert: “Unsere 1.-Liga-Mannschaft, wie sie derzeit komponiert ist, wird keine Überfliegermannschaft darstellen. Aber sie hat Potential, zu überleben”. Gegner waren damit bis jetzt nicht zu erschrecken! So ist es nun mal.

    Nach drei verlorenen Meisterschaftsbegegnungen und einer knappen Cup-Niederlage nähert man sich bereits einem Punkt, an dem schon mal vorsorglich die Frage zu stellen wäre, wie denn die Mannschaft zu stabilisieren sei, um doch einigermassen mithalten zu können. Mehr ist im Moment nicht verlangt.

    Damit sind übrigens alle Mannschaften konfrontiert, die den Beginn der Meisterschaft ziemlich vergeigt haben. Man kann sie tabellarisch ablesen. Im Prinzip ist das eine jährlich wiederkehrende Situation, die sich jeweils einigen Clubs stellt. Und: Je früher die Lage realistisch erkannt wird, kann gegengesteuert werden.

    Oder: Man nimmt das Schicksal an, mit den gegenwärtigen Kräften auf “Gut Glück” weiter zu spielen in der Hoffnung, bald diese oder jene Begegnung mit Gutpunkten bestreiten zu können. Vielleicht eine Sache der Weiterentwicklung? Mit: “Es war ja nicht so schlecht” (Hafetschutter), kommt man den Punkten derzeit nicht näher. Schon eher mit der Feststellung, warum die Punkte beim Gegner blieben- etwa: Breit angepasstes Liga-Niveau, durchgehend fokussierte Achtsamkeit im Spiel, letztlich Reife durch Erfahrung. Ein Lernprozess?

    Es sollte stets das Ziel einer Mannschaft sein – eines Clubs, auch des FCK’s, die erreichte Ligahöhe halten zu könne. Kann sich nicht immer einfach darstellen! Hintergründe, die diese Einstellung etwas sicherer gestalten könnten, sind divers – von Club zu Club. Es war schon immer so, es wird so bleiben. Clubs sind lebendige Wesen, manchmal auch übereifrige oder fragile – oder alles miteinander. Es wirkt wie ein Spiegelbild des Fussballs an sich, der so oft zwischen Leidenschaft, Erfolg und Abgesang pendelt.

    Doch Fussball macht weiter. Auch im Hafenareal. Die nahe Grenze muss kein Synonym für das Spielvermögen der Zukunft beim FCK sein. Das erwarten die Fans. Je mehr diese Grenze gesprengt wird, umso stärker steigt das Interesse am Club. Davon lebt er in der Stadt, in der Region und darüber hinaus. Ist das überhaupt machbar? Ist es ein Ziel?

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