Keine Punkte am Floodlight-Friday

Das Spiel FC Gossau gegen den FC Kreuzlingen wurde in den Medien und im Matchprogramm als Klassiker angekündet. Dann auch noch angesetzt an einem Freitagabend, einem “Floodlight-Friday”. Fussballherz, was willst Du mehr? Dieses Ostschweizer Derby im altehrwürdigen Buechenwald ist tatsächlich ein kleines Highlight im 1.-Liga-Terminkalender. Vermutlich letztmals an diesem Ort mit seiner in die Jahre gekommenen Holztribüne. In Gossau ist ein Totalneubau mit grosser überdachter Tribüne geplant, inklusive einem prägnanten Turm am Tribünenende (Die FCG-Fans reden bereits vom “Hegi-Turm”, benannt nach Club-Legende Roger Hegi).

Neun Saison lang gehörte der FC Gossau übrigens der zweithöchsten Liga der Schweiz an, zuletzt 2010. Ein Bild aus Tagen, an denen schonmal die Massen ins Buechenwald strömten (Foto von ANALOG, Stadt Gossau)

Vor ziemlich genau 10 Jahren, am 31.08.2012 trat der FC Kreuzlingen letztmals beim FC Gossau an. An der Seitenlinie standen sich damals Vlado Nogic bei Gossau und Marc Hodel bei Kreuzlingen gegenüber. Die damalige Kreuzlinger Mannschaft weckt viele Erinnerungen (Hrvoje Bukovski; Oumar Kondé, Marco Wagner, Lenny Wulf, Manuel Ferrone, Damian Gimenez; Ümüt Tütünci, Philipp Kasseckert, Yago Bellon, Lavdrim Ebipi; Olivier Boumelaha). Das Spiel gewann der FCK damals mit 1:0, stieg aber Ende Saison aus der 1. Liga ab.

(Foto: Lord Fusseck)

Nun also die Neuauflage. Beim Einlaufen der Mannschaften rieb man sich verwundert die Augen, der FC Kreuzlingen lief in den roten Ausweich-Trikots von Gossau auf den Rasen. Vermutlich waren die schwarzen Kreuzlinger Auswärtstrikots den Blauen Gossauer Trikots zu ähnlich.

Der FC Kreuzlingen hielt mit den von Oscar Escobar (FCK-Spieler 2001/2002) trainierten Gossauern gut mit. Auch die Abwehr machte einen stabilen Eindruck, es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe. In der 41. Minute kombinierte sich der Gastgeber zum 1:0, Abschluss durch Nicolas Eberle. Nach der Pause sahen die Zuschauer ein weiterhin kampfbetontes Spiel auf gutem Niveau. In der 75. Minute das 2:0 für Gossau. Der FC Gossau spielte sehr routiniert und kompakt, wenig überraschend bei seinem hochkarätig besetzten Kader, angeführt von Captain Nico Abegglen (ex-St. Gallen-Profi). Dem FC Kreuzlingen muss man hoch anrechnen, dass er über die volle Spielzeit mit ganzem Einsatz weiter powerte. Das sehenswerteste Tor sollte dann in der 95. Minute folgen, wieder für Gossau, welches damit etwas zu hoch mit 3:0 gewann.

Trotz teils strömendem Regen kamen 270 Zuschauer an dieses Spiel. Es wird unfiltriertes Freihof-Bier (Swiss Beer Award 2017 2018) ausgeschenkt, auf dem Rost liegen wunderbar gegrillte Bratwürste, Cervelats und Schüblige der Metzgerei Grüebler, mit Fleisch aus den Höfen der Gossauer Umgebung. Das Matchprogramm im ungewohnten Format A6 bietet auf 48 Farbseiten die wichtigsten Infos zum Match. Matchballspender war übrigens der Schweizer FC St. Pauli-Fanclub 9ZÄ10. Der FC Gossau bietet im Stadion Buechenwald einen rundherum würdigen 1.-Liga-Rahmen. Genauso sollten 1.-Liga-Standorte sein. Sie bieten guten Fussball, aber auch Herz, Charme, Tradition, Individualität. Ein authentisches Erlebnis, weit weg von billigem Catering in den immergleichen Arenen des Profi-Fussballs zu überhöhten Preisen. Einfache, gute Matchs mit Spielern aus der Region, ohne Firlefanz aber mit Liebe zum Fussball präsentiert, so wie in Gossau (und Kreuzlingen).

Zur 3. Halbzeit gesellten wir uns ins FCG-Beizli. Schnell wurden wir zu Bier und alkoholischen Spezialitäten eingeladen. Die nicht verkauften Würste landeten auf dem Tisch und wir verbrachten  einen entspannten Abend mit allerlei Anekdoten aus dem Amateurfussball. Kurz nach Mitternacht verabschiedeten uns der FC-Gossau-Präsi und der Gossauer Stammtisch herzlich und entliessen uns in den strömenden Regen.

Foto aus dem Buch “Stadionwurst – Der Fussballschweiz auf die Pelle gerückt” (Gian Marco Castelberg)

Der FC Kreuzlingen war mit gut 15 aktiven Fans vor Ort (Old Boys, Boys Bernrain, Pöbel, Kickers), unterstützt wurden wir von Beni (FC Wohlen) und Torsten (Arminia Hannover). So wurde auch auf den Rängen ein entsprechender Rahmen geboten.

Weitere Fotos auf regese.ch.

 

2 Comments

  1. Ich war auch dabei an diesem regnerischem Freitagabend das Wetter war gleich schlecht wie all die besetzten Parkplätze ums Stadion also musste ich 2 Mal 1 Km laufen das tut ja auch gut. Die Kasse war auch noch 50 Meter vom Spieleingang weg.
    Das 3:0 entsprach nicht dem Spielverlauf. Aber Kopfauf liebe Kreuzlinger ihr habt alles gegeben.

  2. Während die aktiven Fussballer bei Regenwetter vielerorts von wetterfesten Kunstrasenplätzen profitieren, stehen den aktiv Zuschauenden, selbst in der obersten Amateurliga der Schweiz, selten wetterfeste Anlagen zur Verfügung. So gesehen ist dann auch mal ein überdachter Tribünensaurier aus Ganzholz die gute Wahl. In Gossau wurde dieses Ding sogar zur Ikone. Man glaubt es nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

    Aber das soll sich ja ändern. Der ambitionierte FC Gossau hat durchaus eine Vision. Er wird, wie es scheint, die Örtlichkeit nicht verlassen (müssen), sondern sich weiterhin eingliedern in die breite Buechenwald-Sportszenerie mit ihrem multiplen Angebot. Ein modernes Konzept steht.

    Dauer-Platzsicherheit ist die ultimative Basis für Visionen, die sich dann in machbaren Konzepten widerspiegeln können. So eben hier zwischen den mächtigeren Clubs von St. Gallen und Wil.

    Na ja, eine regenfeste Jacke mit Kapuze kann es für absolute Amateur-Fans auch mal tun. Ein Schirm wäre eher weniger sportlich. Senioren vielleicht. Und ob Jacke oder Schirm ist dann egal, wenn die eigene Mannschaft auch im Regen Tore schiesst. Das brachte der FCK im spärlichen Abendlicht des fürstenländischen “Goosse”nicht zustande.

    Aber halt: Original Spielberichte sagen aus, dass die Elf vom Hafenareal der Heimmannschaft ganz tüchtig einheizte. So gesehen ist der FCK in der jetzigen Form stets ein ersthafter Gegner. Mindestens für gleichwertige Teams – oder auch mehr! Und Tore sind halt oft auch Glückssache. Es sei denn, man hat vorne 1-2 eigentliche “Zielspieler”, um mal ein derzeit wieder grassierendes Fussball-Modewort aufzugreifen. Die Definition lautet etwa – ich lese: “Vorletzte Schaltstation im Angriff. Sucht selbst den Abschluss, oder setzt einen nachfolgenden Angreifer in Szene”. Ob man das antrainieren kann, oder es gottgegeben ist, weiss ich nicht. Eine gewisse Logik, dass solche Spieler Spiele entscheiden können, erscheint jedoch als gegeben. Wenn dann aber potente (jüngere) “Zielspieler” zu häufig auffallen, sind sie allerdings in der nächsten Tranferzeit weg. Dann kann es ein Stück nach weiter oben gehen. Umgekehrt verbringen nicht selten “einst höhere Zielspieler, nun im Pensionsalter, auf dann niedrigerer Stufe, ihr sportliches Gnadenbrot”. Hat was. Erfahrung.

    Wiedermal 95ste Minute: Erstaunlich, wie derzeit allerorts, ob bei Amateuren oder Profis, viele Tore nach den regulären 90 Minuten fallen können, nach dem bereits die letzten Würste – Fussball als kulinarisches Basic! – auf dem Grill gelandet sind.

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