Schweizer Cup, 2. Vorrunde, der FCK erstmals zu Gast beim FC Mutschellen. Eine frühe Führung – und die schnelle Erkenntnis, hier spielt heute nur der FC Kreuzlingen. Das blieb auch so über die gesamte Spielzeit. Aber was waren das für drei Fehler zwischen der 12. und 24. Spielminute? Die Gesichter beim mitgereisten FCK-Anhang wurden immer fassungsloser. Drei Grobe Schnitzer und der harmlose FC Mutschellen führte plötzlich mit 3:1.
Immerhin, der FC Kreuzlingen wollte das nicht auf sich sitzen lassen und zeigte im Anschluss sein kämpferisches Gesicht. Von Mutschellen kamen zwar noch ein paar gefährliche Konter, doch Wisam Al-Naemi (3x), Abbas Karaki und Mido Arifagic drehten das Spiel zu einem 5:3-Sieg.
Gespielt wurde im vor zehn Jahren erstellten Sportzentrum Burkertsmatt in Widen. Die Anlage wirkt steril und seelenlos, was nicht nur am Beton liegt. Die “Bel Etage” genannte Aussichtsplattform bietet zwar einen guten Überblick, es fehlt aber ein Wetterschutz, bzw. dieser ist dort, wo man nichts mehr vom Spiel sieht. Um in den “Unterrang” zu kommen, legt man weite Wege zurück und hat durch Laufbahn und Spielerkabinen eine eingeschränkte Sicht. Es wurde weder an eine Eingangskasse noch an Speaker- oder Presseplätze gedacht, dafür gibt es eigenartige Stufenblöcke mit eingeschränkter Sicht. Die Baukosten der Gesamtanlage betrugen rund 22 Millionen. Nichts für Fussball-Connaisseure, nicht mal in jedem Bereich zweckmässig. Ich kann mir vorstellen, dass man beim letzte Saison in die 2. Liga Interregional aufgestiegenen FC Mutschellen trotzdem mit der Anlage zufrieden ist – und nicht immer ist es auf der Burkartsmatt wohl dermassen windig und zugig wie an diesem Cup-Samstag. Trotzdem denk ich bei solchen Anlagen, um die sicher lange gekämpft wurde, gerne an unser charmantes Hafenareal.
Rund 150 Zuschauer fanden sich in der Nähe des 550 Meter hohen Mutschellen-Passes zum Fussball ein. Darunter zwei Mutschäller Exil-Kreuzlinger “weisch no, womer gege Höngg abgstiege sind?”, natürlich Einheimische: “Nur wege Ostere hätts so wenig Fans, suscht wäred do 400 oder 500!” und fünf Kreuzlinger Fans mit drei Zaunfahnen: “technisch simer eigentlich immer besser”. Vorhersehbare Gespräche – und doch immer wieder schön.
Die 3. Cup-Vorrunde findet am 18./19. Juni beim SC Schöftland statt. Erneut eine Fahrt ins Unbekannte. Normalerweise mit 500 Besuchern und technisch besseren Kreuzlingern, natürlich. Mit einem Sieg winkt jedenfalls der Einzug in die 1. Hauptrunde des Schweizer Cups.
Titelfoto: sportplatzhaenger.de (Spiel von 2020)
Was da zwischen der 12. und der 24. Minute auf der Anhöhe zwischen dem Limmat- und dem Reusstal geschah, war wohl ein ziemlich buntes Ei, das die Kreuzlinger Elf ihrem Trainer als Ostergeschenk vermachte. Immerhin versteckte sich der FCK anschliessend nicht und zeigte seine Qualitäten. Somit geht es in der 3. Runde gegen den SC Schöftland, der immerhin auswärts den FC Amriswil in der 2. Vorrunde aus dem Cup warf!
Man könnte vom Mutschellen leicht über Bremgarten das mittelländische Schöftland ansteuern und käme so an Wohlen vorbei, wo bekanntlich eine vorbildliche Fussballanlage steht. Dass die Burkertsmatt in Widen – “FC Mutschellen 1970” ist ein Synonym dreier Ortschaften – nach heutigem Empfinden nicht unbedingt ein rein fussballerisches Juwel sein kann, versteht sich schon aus regionaler Sicht, da erkennbar verschiedene freizeitsportliche Komponenten einzufliessen hatten. Hätte man nur eine “moderne Fussballanlage” vorgesehen, wäre sicher nichts entstanden. Und so taugte dann wohl u.a. auch eine Leichtathletikbahn als positiv verstärkendes Element bei der Projektabstimmung. So entstand eine vorzeigbare, multisportive Anlage mit vielen Angeboten bei guter Infrastruktur. Zum Beispiel auch eine grosse Sporthalle “mit fester Tribüne für 1000 Zuschauer in architektonisch lichter Ausführung” (man staunt in Kreuzlingen….).
Der Mutschellenübergang an der alten Nationalstrasse 1 von Genf in die Ostschweiz ist eigentlich nur ein “Höger” (da gälte es von Berlingen nach Salen-Reutenen deutlich mehr Höhenmeter zu überwinden). Zum Glück überwand der FCK diesen “Höger” unbeschadet. Nun geht es in der Meisterschaft weiter. Für einen Aufstieg gibt es für die Tabellenvorderen nur noch “Endspiele” – für die Tabellenletzten für einen Ligaverbleib ebenso. Zwei unterschiedliche Kreuzlinger Welten zwischen Hafen und Döbeli!
Nebenbei bemerkt, von einer solchen Handballhalle könnte der HSC Kreuzlingen nur träumen…