Grün-Weisse Fussballkultur im Krienser Kleinfeld

Veröffentlicht am 1. September 2025 um 15:51

Die 5:1-Schlappe beim Leader SC Kriens tat nicht besonders weh. Die Punkte muss der FCK woanders holen, nicht unbedingt auswärts beim Leader und Aufstiegsmitfavorit. Das 2018 neu erbaute Stadion Kleinfeld, den SC Kriens und die dortige Fankultur wollte man sich aber unbedingt ansehen. Das Stadion hat zwar nicht mehr ganz den Charme des alten Kleinfelds, aber überzeugte mich trotzdem. Gegen 900 überdachte Sitzplätze auf der Haupttribüne stehen rund 2'500 unüberdachte Stehplätze rund um die anderen drei Seiten gegenüber. Das wirkt eng und stimmungsvoll - und auch bei 881 erschienenen Zuschauern gegen den FC Kreuzlingen kommt man sich nicht verloren vor (einen kleinen Stimmungsabzug gibts für den Kunstrasen). Der Zuschauerschnitt liegt bei rund 1'000 und natürlich wirkt alles wie vorbereitet für die Challenge League. Der gesamte Vereinsauftritt ist sehr professionell, vor Ort findet man einen Fanshop, es gibt ein gutes kulinarisches Angebot (der Hamburger wäre legendär), die ganze Infrastruktur von der soliden Stadionmusik bis zu den engagierten Veteranen am Grill überzeugt. Professionell - aber mit Charme. Nicht verwunderlich, wirbt der Verein doch mit dem Slogan "Fussballkultur seit 1944" - und das sind keine leeren Worte. Der SC Kriens konnte sich auch in der Nähe zum FC Luzern immer seine eigene Mentalität bewahren. Ein Stückweit ist das auch dem SC Brühl in St. Gallen gelungen, aber beim SCK wirkt alles eine Nummer grösser.

Die Fanszene des SC Kriens trägt zum Reiz des Vereins bei. Erste Lebenszeichen gab es in den 1970er-Jahren und seit rund 35 Jahren wird der SC Kriens durchgehend von einer kleinen, aber kreativen und treuen Fangemeinde begleitet. Zuerst von den "Kampftrinkern" und "Soldiers", seit 2002 von den SCK Supporters. Von oldschool bis Ultra, beim SC Kriens fand und findet sich alles. Unterhalb der Super League ist diese Konstanz in der Schweiz ziemlich aussergewöhnlich.

Auch beim Spiel gegen den FC Kreuzlingen überzeugte der Support der rund 40 SCK-Supporters inklusive Jugendgruppe. Selbst ein umgedichtetes "Mexiko" der Onkelz lässt sich finden, die 1990er lassen grüssen - ich finds wunderbar. Da mussten wir natürlich mit unseren "Grenzstadtchaoten" antworten, ebenfalls aus dieser Zeit. Super auch die Wechselrufe SCK / FCK von den beiden Hintertortribünen, wir waren zwar nur zu viert, aber anscheinend wurden wir gut vernommen. Auch wenn die aktiven Kreuzlinger Fans bei diesem Spiel mehr als überschaubar waren, es fanden sich doch einige Kreuzlinger verteilt über das Stadion ein. FCK-Veteranen die mit einem VW-Bus anreisten, Väter mit ihren Kindern im FCK-Trikot, der Vorstand war natürlich da - und auch einige Kreuzlinger Fussball-Connaisseure die sich immer bei besonders attraktiven Auswärtsspielen einfinden. 

Einen kleinen Spielbericht mit Fotos findet Ihr wie gewohnt bei regese.ch, den ganzen Bericht zur SCK-Fanszene findet Ihr auf scks.ch. Wann war der SCK nochmals in der NLA und NLB? Auf Wikipedia findet Ihr die Infos zum SC Kriens.

Ich hab mir gleich ein Wochenende in der Innerschweiz gegönnt. In Kriens/Luzern gab es keine günstige Hotelbetten mehr, es sein dann möchte möchte sich im Capsule einsargen lassen - und beim einzigen noch freien und günstigen Hotel Sin City (der Name ist Programm!) überzeugten mich die Bewertungen nicht: "es riecht im ganzen Hotel nach Marihuana", "im Hotelflur verkehren Prostituierte und Taschendiebe", "Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist - übernachten sie nicht in diesem Hotel". Nach so viel Action war mir dann doch nicht zumute und ich übernachtete in einer netten Unterkunft in Unterägeri.

"D'Ostschwiiz goht unter" meinte ein Zuschauer am Spiel. Ja, der FC Kreuzlingen spielt nun auch ein wenig für eine ganze Region. Bei den Heimspielen gibt es viele neue Gesichter, es wächst etwas Im Hafenareal. Die Promotion League ist attraktiv, der FC Kreuzlingen kann gegen viele Teams mithalten, arbeitet seriös mit kleinem Budget. Der Thurgau ist erstmals seit den 1980er-Jahren wieder auf der nationalen Fussballbühne, jetzt müssen neue Sponsoren mitziehen. Wann, wenn nicht jetzt? 

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